Seit der beschlossenen Stilllegung von Atomkraftwerken haben Meldungen über prognostizierte Strompreiserhöhungen Konjunktur. Jeweils zum Jahresende häufen sie sich ohnehin. Da ist Wachsamkeit geboten, wer jeweils als Verursacher dargestellt wird.
Vor allem von den großen Netzbetreibern werden erneuerbare Energien gerne als Hauptursache ins Feld geführt - dabei wurde gerade ihnen wiederholt nachgewiesen, dass sie niedrigere Energiepreise nicht an die Verbraucher weiter geben und Strompreiserhöhungen zur Vergrößerung von Gewinnmargen nutzen.
Die Befreiung von der Netzentgeltpflicht ist ein gerne genutzter Faktor, um Kosten abzuladen. So erneuerte z. B. der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) im Januar seine Empfehlung für eine Befreiung der Stromspeichertechnologien von der Netzgeltpflicht mit dem lapidaren Hinweis auf den „geringen Effekt bei Haushaltskunden”, z. B. bei Pumpspeicherwerken - handelt es sich hier doch um den „sehr geringen Beitrag” von 95 Millionen € pro Jahr.
Die Bundesnetzagentur nennt es sogar einen „Trend […], Fördermaßnahmen durch das Instrument einer vollständigen oder teilweisen Netzbefreiung einzuführen” und warnt, dass das jeweils „stets alle anderen Netznutzer durch höhere Netzentgelte ausgleichen” müssen.
Aktuell machte die Bundesregierung der stromintensiven Industrie das Geschenk, Unternehmen mit einem Verbrauch von mehr als 10 Millionen Kilowattstunden pro Jahr von den Netzentgelten zu befreien - laut der Sendung „Monitor” vom 27. Oktober eine Entlastung um 1,4 Milliarden €!
Das von der Stiftung Warentest mit „sehr gut"” geadelte Internetvergleichsportal Verivox rechnet zum Jahreswechsel mit einer Erhöhung der Strompreise um durchschnittlich vier Prozent und beklagt nach einer Analyse der Faktoren die „noch unklare Lage bei den Netzentgelten und der individuellen Preispolitik der einzelnen Versorger” - hier herrscht Verdunklungsgefahr, nicht bei der Entwicklung der EEG-Umlage.
Weitere Informationen:
Süddeutsche Online (03.08.2010): Strompreis - Energiekonzerne zocken Kunden ab