Maximal zwei bis drei Tage im Jahr weht auf der Nordsee kein Wind. Gleichzeitig kommt es aufgrund der großen Anzahl dezentraler Einspeiser zu Ausgleichseffekten: Jede Stunde im Jahr wird durch erneuerbare Energieerzeuger in Deutschland Strom produziert.
Der konsequente Ausbau der erneuerbaren Energien auf 50 Prozent bis zum Jahr 2030 wird dazu führen, dass nur noch 6 GW an konventioneller Grundlast bereitgestellt werden müssen. 2011 waren es laut Bundesnetzagentur noch 29 GW aus Braunkohle- und Atomkraftwerken.
Der Bedarf an Grundlastkraftwerken sinkt also in Gebieten mit hohem Anteil erneuerbarer Energie, wie im Netzgebiet der EWE AG bereits heute, um nahezu 80 Prozent! Berücksichtigt ist dabei noch nicht, dass konventionelle Kraftwerke einen Eigenbedarf von 8 Prozent der erzeugten Energie haben.
Gleichzeitig kann man feststellen, dass die jährliche Energieerzeugung im Offshore-Bereich gegenüber einem Referenzjahr mit gutem Windangebot (2007) im schwachen Windjahr nur um 8,5 Prozent verringert wird (2007 zu 2006). Dem gegenüber stehen aber 23 Prozent Abweichung im Onshore-Bereich (2007 zu 2004). Die kumulierte Häufigkeit für die Verfügbarkeit von mehr als 50 Prozent der installierten Leistung liegt im Offshore-Bereich bei 46 Prozent, im Onshore-Bereich bisher nur bei 14,7 Prozent (siehe Abbildung). Bedingt durch das höhere Energieangebot und die konstanteren Windgeschwindigkeiten auf See liegt die Leistungsdauerlinie zudem deutlich über der für Onshore und verläuft auch linearer. Modellrechnungen (Ausbauszenario 2020) für zukünftige Nord- und Ostsee-Windparks ergeben für 7.000 Stunden mindestens 15 Prozent der installierten Leistung (siehe IWES, Endbericht DENA-Netzstudie II), 53 Prozent der installierten Leistung wird mindestens 4.000 Stunden bereitgestellt. Dies ist der Arbeitsbereich eines Mittellastkraftwerkes (siehe TAB, Regenerative Energieträger zur Sicherung der Grundlast in der Stromversorgung, Endbericht, 2012). Offshore-Windparks sind demnach grundlastfähig.
Dass die Stromversorgung mit einem hohen Anteil an fluktuierender erneuerbarer Energie und vor allem Windenergie problemlos funktionieren kann, zeigt unser Nachbarland Dänemark. Hier lag der Windenergieanteil im Jahr 2011 bei 28,1 Prozent. Laut einer Studie der IEA aus 2011 kann der Anteil fluktuierender erneuerbarer Energien auf über 60 Prozent ausgebaut werden, ohne Probleme im Übertragungsnetz zu verursachen. Dies liegt im Wesentlichen daran, dass Dänemark rechtzeitig die notwendigen Entscheidungen getroffen hat: Der Stromaustausch mit den Nachbarländern Norwegen und Schweden, u. a. über die Nutzung von Wasserkraftpotenzialen, Speichern und durch die frühzeitige Einbindung in die skandinavische Strombörse Nord Pool beträgt 30 Prozent des jährlich erzeugten Stroms.
Der Anteil an Kraft-Wärme-Kopplungs-(KWK)-Anlagen beträgt 45 Prozent. Überschüssiger Windstrom wird zudem in lokalen Speichern in Wärme umgewandelt.
Ubbo de Witt, Geschäftsführer der Projekt Firmengruppe ist überzeugt, "dass nun die neue Landesregierung in Niedersachsen die inhaltlich richtigen und notwendigen Weichenstellungen im Verbund der Küstenländer vornehmen wird; die Dänen zeigen uns hierfür als gutes Vorbild, wie die Windenergienutzung schon heute optimal in die Energieversorgung der Zukunft eingebunden werden kann."
Quellen und weiterführende Links:
* laut dem Betriebsergebnis von alpha ventus 2011 und voraussichtlich ähnlich in 2012: Website alpha ventus: "Häufige Fragen zum Betrieb", Betriebsergebnis 2011 und Ausblick 2012
Nordwest-Zeitung vom 8.5.12: "Borkum: Offshore-Windpark alpha ventus liefert mehr Strom als erwartet"
Nordwest-Zeitung vom 9.5.12: "Alpha-Ventus erfreut Forscher und Unternehmer"
Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB): "Regenerative Energieträger zur Sicherung der Grundlast in der Stromversorgung, Endbericht, 2012"
International energy agency: "Energy policies of IEA countries: Denmark 2011, Review"
Danish energy agency: "Renewables now cover more than 40% of electricity consumption"